Donnerstag, 19. Dezember 2019

Throwback to Tansania 2018


Ich habe mir grade mal wieder mein Reisetagebuch aus Tansania durchgelesen und war erstaunt, was für eine unfassbar positive Stimmung das in mir ausgelöst hat. 
Ich musste über so viele lustige und verrückte Situationen schmunzeln, die ich gar nicht mehr im Kopf hatte.
Es waren einfach zwei so spannende, interessante, lehrreiche und lustige Wochen, in denen wir sehr viele tolle Erfahrungen machen durften.

Wenn ich so zurück denke kommen mir drei Sachen direkt in den Sinn.

Als erstes die verdammt coolen Leute, die wir kennengelernt haben und die Freundschaften, die wir geschlossen haben. Alle Gastfamilien waren sehr aufgeschlossen, offen und hilfsbereit. Aber auch andere Mitglieder der Gemeinde in Temeke, die nicht direkt in den Austausch involviert waren, haben uns mit offenen Armen empfangen und alles dafür getan, dass wir eine schöne Zeit hatten. 
Diese Stimmung und der Umgang mit uns aber auch untereinander haben mich echt fasziniert. Jeder hat zu jedem gehalten, es gab keinen Streit oder Lästereien und wenn mal jemand (mein Gastvater) ausversehen seinen Autoschlüssel im Auto eingeschlossen hat, dann war das so und dann wurde dem einfach so ohne großen Aufstand geholfen. 
Die Gemeinde wirkte auf mich wie eine riesengroße Familie, in der jeder so respektiert wird wie er ist und wo es keine Rolle spielt, wie jemand aussieht, wie viel Geld er hat oder wo er herkommt. 
Was uns jedoch vorher bereits erzählt wurde und was wir auch in vorsichtigen Gesprächen gemerkt haben ist, dass Homosexualität dort leider ein sehr schwieriges Thema ist, da sie von einem Großteil der Gesellschaft nicht akzeptiert wird und der Staat homosexuelle Handlungen sogar bestraft. 
Abgesehen von der Einstellung zur Homosexualität können wir Deutschen uns aber ne Menge von den Tansaniern abschauen, vor allem was das Urteilen über andere an Hand ihres Aussehens, ihres sozialen Status oder ihrer Herkunft und die generelle Einstellung gegenüber Fremden und Unterschieden betrifft.

Das zweite was mir direkt einfällt, ist das Zeitmanagement der Tansanier. Eine deutsche Stunde sind mindestens zwei tansanische Stunden und ich übertreibe nicht, das ist noch pessimistisch geschätzt. So richtig gespürt haben wir es das erste Mal, als uns gesagt wurde, dass wir ungefähr acht Stunden nach Arushabrauchen werden und wir letztendlich….ja…genau…16 Stunden gebraucht haben. Zu dieser Fahrt gibt es noch eine lustige Anekdote, wir waren glaube ich knapp 30 Leute und der Bus war klein, sehr klein. Mathis Kommentar war nur: „So dürfen noch nicht mal Schweine transportiert werden“. 

Und damit wären wir auch schon beim dritten Thema: die Verkehrslage in Tansania. 
Ja gut, hätte ich nicht nachgefragt, hätte ich gedacht, dass es dort sowas wie den Führerschein nicht gibt. 
Gefühlt hat nämlich immer der Vorfahrt, der entweder am größten oder am lautesten ist, wahrscheinlich ist dem auch so.

Natürlich haben wir nicht nur sehr viele super Menschen kennengelernt, sondern haben mit ihnen auch eine Menge erlebt. Wir haben zum Beispiel einige historische Orte (Bagamoyo, Sansibar) sowie Museen und Ausstellungen gemeinsam besucht, in welchen wir sehr viel über die Geschichte und die Kultur Tansanias erfahren konnten. Die Kultur konnten wir dazu ja auch noch live miterleben.
Wir lernten typisch tansanische Gerichte, traditionelle Tänze, Gewohnheiten, das Leben in der Gemeinde und noch vieles mehr kennen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir mit unseren Gastfamilien einen Gottesdienst besuchten (die Tansanier gehen jeden Sonntag in die Kirche). Dort wurde noch einmal richtig deutlich wie wichtig Religion und Kirche in Tansania sind. Die Kirche war rappelvoll, alle waren festlich in frohen Farben gekleidet und der Gottesdienst lebte von Musik und Tanz und natürlich einer Predigt. Wir hatten auch einen kleinen Gastauftritt, in welchem wir unser Gesangstalent präsentieren durften.. neben den Tansaniern sahen wir echt schlecht aus, aber wir haben unser Bestes gegeben. Nach dem Gottesdienst waren wir außerdem in der Sunday school, wo wir ein paar Geschenke an die Kinder verteilten und die Kinder für uns gesungen haben.






Zu unseren Erlebnissen gehören auch noch einige Ausflüge.
In Arusha haben wir zwei Nächte verbracht. Von dort aus haben wir dann einen Tagesausflug in den Ngorongoro Nationalpark gemacht, wo wir auf Safari gegangen sind. Das war echt ein wahnsinnig spannendes Erlebnis. Wir haben Elefanten, Zebras, Flamingos, Löwen, Nilpferde, Warzenschweine, Hyänen, Büffel, Gazellen und noch viele weitere Tiere aus nächster Nähe und in ihrer freien Wildbahn beobachtet. Einmal standen z.B zwei Löwen fünf Meter von unserem Jeep entfernt, da wurde einem schon ganz anders.





Dann waren wir ja noch auf Sansibar. Die Reise mussten wir fast ohne unseren Seba antreten, weil entweder er oder sein Reisepass keine Lust auf Sansibar hatte. Jedenfalls flog sein Reisepass auf einmal von der Brücke, die auf die Fähre führte, ins Meer und schwamm dann halt vor sich hin. 
Im Folgenden wurden dann Leute, die dort arbeiteten, durch unsere panischen Hilferufe „the passport is swimming in the water“ darauf aufmerksam und fischten den Reisepass erfolgreich aus dem Wasser. Und so startete das Abenteuer. 



Zuerst muss gesagt werden, dass wir anstatt den geplanten dreieinhalb Tagen Aufenthalt auf Sansibar letztendlich gezwungenermaßen fünf Tage dort verbrachten, da die Fähren auf Grund eines Unwetters nicht fuhren. Dies war an sich nicht allzu schlimm, weil Sansibar traumhaft schön ist. Was jedoch schade war, war, dass wir dadurch ganze eineinhalb Tage weniger in unseren Gastfamilien verbringen konnten und einige Teile des Programms wegfielen bzw. gekürzt werden mussten.

Trotzdem haben wir es dort sehr genossen. An einem traumhaften Strand mit weißem Sand und hellblauem Wasser direkt hinter unserem Hostel, bot sich uns die Möglichkeit, ein wenig runterzukommen und zu entspannen. 
Zudem erkundeten wir an einem Tag die Stadt Stone Town, wo wir unter anderem an Freddie Mercurys Geburtshaus vorbeikamen. Außerdem erfuhren wir ein wenig über die Geschichte: Stone Town war früher der Mittelpunkt des ostafrikanischen Sklavenmarktes.
Sansibar ist auch bekannt für seine Gewürzplantagen und so durfte der Besuch einer Gewürzplantage natürlich nicht fehlen.
Am 5. Tag auf Sansibar hatten wir dann noch ein spannendendes Erlebnis: Wir flogen mit einer Propellermaschine zurück nach Dar Es Salam, weil die Fähren immer noch nicht fuhren und unser Flug nach Deutschland am nächsten Tag ging.



Am Tag, an dem wir abends zurück nach Deutschland geflogen sind, besuchten wir schließlich noch den Mtoni Health Center und den ,,Kirchenkreis“ von Dar Es Salam. 
Der Mtoni Health Center ist eine Gebärstation. Diese wurde errichtet, damit Frauen unter ärztlicher Aufsicht und unter hygienischen Bedingungen gebären können, denn in Tansania sterben sehr viele Frauen und Kinder bei Geburten.
Beim ,,Kirchenkreis“ von Dar Es Salam trafen wir dann auf eine deutsche, aus dem Iran stammende, Swahili sprechende Frau, welche später im Gespräch zwischen uns und den Leuten vom Kirchenkreis übersetzte. Dort sprachen wir vor allem über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Organisation von Kirche in Deutschland und in Tansania. Außerdem wurden wir ein wenig durch das Gebäude geführt, wo es eine Zeitungsredaktion, ein Fernsehstudio und einen Radiosender gab. 

Am Abend gab es dann ein letztes gemeinsames Essen und Beisammensein aller am Austausch Beteiligten an der Kirche, bevor wir dann noch einmal Zeit in unseren Gastfamilien verbringen konnten. 
Diese brachten uns dann später auch zum Flughafen, wo allen der Abschied sichtlich schwer viel. Mit dem Gefühl einer schönen Zeit und der Hoffnung, dass dies nicht die erste und letzte gemeinsame Zeit war, stiegen wir letztendlich alle, in den Flieger zurück nach Deutschland. 
Im Gepäck hatten wir eine Menge spannende, anregende und interessante Gespräche und Diskussionen sowie unvergessliche Momente und Erfahrungen aus Tansania. 
Das wichtigste in unserem Gepäck waren und sind jedoch die Freundschaften, die wir dort geschlossen haben.



Wibke